Herero

Herero
He|re|ro
I 〈m.; -, - oder m. 6Angehöriger eines südwestafrikan. Bantuvolkes
II 〈n.; - od. -s; unz.〉 dessen Sprache

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He|re|ro, der; -[s], -[s] u. die; -, -[s]:
Angehöriger bzw. Angehörige eines südwestafrikanischen Bantustammes.

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Herero,
 
Ovaherero, früher fälschlich Damara genannt, Bantuvolk in Namibia, ferner in Botswana und Angola, etwa 150 000 Angehörige.
 
Nach ihrer traditionellen Wirtschaftsform gehören die Herero zu den Rinderhirten. Im Mittelpunkt ihrer Kultur stand die Ahnenverehrung, eng verknüpft mit dem Rinderkult. Ein institutionalisiertes Häuptlingstum gab es ursprünglich nicht (erst durch den Kontakt mit Europäern und Nama herausgebildet); die Sippen wurden durch ein kompliziertes Netz von sozialen und verwandschaftlichen Beziehungen zusammengehalten. Persönliche Tüchtigkeit, sichtbar im Viehreichtum, verhalf zur Gefolgschaft innerhalb der Sippe. Das Weideland gehörte allen gemeinsam; Einzelbesitz war unbekannt. Bei den Himba und Tjimba im Norden (Kaokoveld in Nordwestnamibia und Südangola) hat sich die ursprüngliche Lebensweise weitgehend erhalten.
 
Für die übrigen Herero ergab sich durch die Kolonialherrschaft ein kultureller Zusammenbruch. Die heutige farbenprächtige Tracht der Hererofrauen geht auf die Kleidung der deutschen Missionarsfrauen der Jahrhundertwende zurück. Von der Missionskirche spalteten sich die Herero 1955 ab und gründeten ihre eigene »Oruuano«-Kirche, die Mbanderu (Ostherero) 1964 die »Church of Africa«. Die meisten Herero leben im Bereich von Windhuk und im übrigen mittleren Namibia; ihre traditionellen Zentren sind Okahandja, Omaruru und Gobabis. Die in Botswana lebenden Herero erstreben eine Rückkehr nach Namibia.
 
Die Herero wanderten vermutlich im 17./18. Jahrhundert von Norden her in ihre heutigen Wohngebiete ein. Im 19. Jahrhundert kämpften sie gegen die Nama, wobei sie zeitweilig die Vorherrschaft erringen konnten. Ihr Fürst Maharero (* 1820, ✝ 1890) schloss 1870 den durch deutsche evangelische Missionare vermittelten »Frieden von Okahandja« und am 21. 10. 1885 einen Schutzvertrag mit der deutschen Kolonialbehörde in Südwestafrika. Sein Sohn und Nachfolger Samuel Maharero (* 1854, ✝ 1923) führte die Herero am 12. 1. 1904 zum Aufstand gegen die deutsche Herrschaft. Im August 1904 wurden die Herero am Waterberg geschlagen und in die Kalahari abgedrängt. Der deutsche Kommandeur L. von Trotha gab Befehle, die auf eine Vernichtungsdrohung gegen das ganze Hererovolk hinausliefen, aber von Berlin aus rückgängig gemacht wurden. Von etwa 80 000 Herero überlebten 12 280 den Krieg in deutschen Gefangenenlagern und etwa 700 als Flüchtlinge im damaligen britischen Betschuanaland. Nach 1945 sprach sich der Häuptlingsrat unter Hosea Kutako (✝ 1970) für eine Beendigung der südafrikanischen Mandatsregierung aus. 1975 gründeten die Herero, geführt von Clemens Kapuuo, als parteipolitische Interessenvertretung die »National Unity Democratic Organization« (NUDO). Diese schloss sich dem Parteienverbund »Demokratische Turnhallenallianz« (DTA) an, die nach den ersten freien Wahlen seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 zweitstärkste Partei wurde.
 
Die Sprache der Herero, das Herero, eine sehr formenreiche Tonsprache mit geringer dialektaler Differenzierung, gehört zu den Bantusprachen. Von C. Meinhof wurde es als Bezugssprache bei der Aufstellung seines Urbantu herangezogen. Im Zuge der Missionierung Mitte des 19. Jahrhunderts entstand eine umfangreiche katechetische Literatur; das Neue Testament und die Psalmen erschienen erstmals 1879.
 
 
C. Hahn: Grundzüge einer Gramm. des Hereró (1857);
 C. Meinhof: Die Sprache der H. in Dt.-Südwestafrika (1909, Nachdr. Nendeln 1973);
 J. Irle: Dt.-Herero-Wörterbuch (1917);
 T. Sundermeier: Die Mbanderu (1977);
 H. Vedder: Das alte Südwestafrika (Windhuk 31981);
 A. Kukuri: H.-Texte, übers. v. E. Dammann (1983);
 H. Drechsler: Aufstände in Südwestafrika (1984).

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He|re|ro, der; -[s], -[s] u. die; -, -[s]: Angehöriger bzw. Angehörige eines südwestafrikanischen Bantustammes.

Universal-Lexikon. 2012.

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